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Vom Reden und Schweigen

August 2018

Die Stille ist mir ans Herz gewachsen. Nicht erst seit ich zwei aufgeweckte Kinder im Haus habe. 
Wie viele andere kam ich in einem Schweige-Retreat zum ersten Mal damit in Berührung. Nach anfänglicher Skepsis fand ich es nach ein paar Tagen bereits höchst interessant, "nicht zu reden". Schweigen ist jedoch weit mehr als die Absenz von Reden. Es ist eine innere Ausrichtung. Es geht unter anderem darum, die Ablenkung zu minimieren. Wenn wir nicht kommunizieren, haben wir viel mehr Kapazität, nach Innen zu lauschen. Die Aufmerksamkeit nach Innen zu richten und Gefühle, Gedanke und Körperempfindungen zu beobachten. Wer das noch nie gemacht hat, mag sagen: Ich weiss doch was ich denke! Aber weit gefehlt... Es ist erstaunlich was alles innerlich passiert, das wir gar nicht wahrnehmen, weil wir "im Aussen" sind.

In der Stille werden plötzlich Dinge sichtbar, die uns erstaunen, erfreuen, traurig stimmen, ärgern, überraschen. Sie gibt uns einen Einblick auf unsere Konditionierungen, Motivationen, Antriebe, Ängste und Wünsche. Wir lernen uns selber besser kennen. Wir sehen Emotionen kommen, eine Weile da sein und wieder gehen. Die Vergänglichkeit aller Dinge wird erfahrbar. 

Viele Menschen mögen Stille nicht aushalten. So finden zum Beispiel auch Yogastunden mit trendigen Beats im Hintergrund grossen Anklang. Ich sehe, dass Musik die Entspannung fördert und Teilnehmende dabei besser loslassen können. Nichtdestotrotz kann ich es mir nicht vorstellen, während meinen Yogastunden immer Musik laufen zu lassen. Brauchen wir noch mehr Stimulation? Stille Momente sind für mich ein wichtiger Bestandteil einer Yogastunde. 
In stillen Momenten kann viel entstehen: Vertrauen, Zuversicht, den inneren Raum erfahren, Inspiration erleben oder einfach sein. Wenn sich die Teilnehmenden am Schluss in Shavasana hinlegen und sich Stille im Raum ausbreitet, berührt mich das jeweils sehr tief!

In diesem Sinne ist der "Tag der Stille" und der Retreat gedacht. Ich freue mich - Möge die Stille uns inspirieren und uns Vertrauen schenken.

Hai om tat sat
Sylvia